Nadwar Geschichte

Die Geschichte von Nemesnádudvar/Nadwar

Nadwar liegt in der nördlichen Batschka, 20 km von Baja entfernt. Nemesnádudvar, auf Deutsch Nadwar, ins Deutsche übersetzt „Edelrohrhof”. Der Ortsname lässt sich wahrscheinlich aus dem slawischen Wort „na dvar” ableiten, das heißt „am Hofe” (vgl. Richter 1997: 59). Demnach waren die ersten Einwohner vermutlich Slawen. Eine Kontinuität ist charakteristisch bei diesem Namen, denn nach der Landnahme der Ungarn und auch nach den Türkenkriegen blieb er erhalten. In Ungarn existiert noch heute ein Ort mit der Bezeichnung Nádudvar. Um diese zwei Ortschaften voneinander unterscheiden zu können, bekam „unser” Nádudvar in der Batschka am Ende des 19. Jahrhunderts infolge des Ortsnamengesetzes das Bestimmungswort „Nemes” (vgl. Heckenberger 1991: 18). So heißt das Dorf seitdem Nemesnádudvar, aber im deutschen Namen blieb der slawische Ursprung erhalten.

Schon vor der Landnahme der Ungarn sollen Menschen auf diesem Gebiet gelebt haben. Urkunden aus dem Mittelalter weisen darauf hin, dass das Dorf verwaltungsmäßig zunächst zu der Szekszárder Abtei gehörte, dann zum Erzbistum von Kalocsa (vgl. Richter 1999: XVI).

Nach den Türkenkriegen ließen sich infolge der Binnenwanderung zunächst einige slawische Familien im Dorf nieder. Die deutschen Familien siedelte Graf Emmerich Csáky, Erzbischof von Kalocsa, an. Am 19. Oktober 1723 wurde der erste Ansiedlungsvertrag unterzeichnet. Die Herkunft der ersten deutschen Siedler führt entlang des rechten Rheinufers, in die Ortschaften von Rheinland-Pfalz (vgl. Heckenberger 1991: 59). Diese deutschen Familien ließen sich zunächst westlich vom heutigen Dorf nieder, aber dort waren sie ständig der Hochwassergefahr ausgeliefert. So zogen sie um die Wende des 18/19. Jahrhunderts in die Höher liegenden Gebiete, die aber von anderen ethnischen Gruppen bewohnt waren. An diese „Ureinwohner” erinnern die alten Gassennamen „Slowakengasse”, „Zigeunergasse”.

Aus dem Matrikelbücher ergibt sich, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts, im Jahre 1880 das Dorf schon 2147 Einwohner hatte, von denen 93 Prozent zum Deutschtum gehörten. Dieses Verhältnis blieb bis 1930, dann aber sank der Prozentsatz der deutschen Einwohner. Die Assimilation erreichte auch Nadwar, immer mehr Mischehen wurden geschlossen.

Im 1. Weltkrieg starben 77 Bürger von Nadwar den Heldentod. Die Zahl der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen betrug 98. Im Winter 1944/45 wurden zahlreiche Bewohner von Nemesnádudvar mit vielen anderen Deutschen aus der Nordbatschka über Kiskunhalas nach Russland verschleppt, von denen 66 Personen nicht mehr zurückkehrten. Am 17. August 1947 wurden rund 400 Nadwarer in die SBZ vertrieben, von denen sich ein Teil schon in die Bundesrepublik absetzte. Die meisten Nadwarer haben im Kreis Ulm, einzelne aber auch in den Kreisen Buchen, Günzburg, Ludwigsburg, Mosbach usw. eine neue Heimat gefunden. Auch nach Österreich und Übersee hat es einige Familien verschlagen (vgl. Richter 1997: 71).

Heute leben ungefähr 1800 Menschen im Dorf, von denen sich immer noch viele zum Deutschtum bekennen. Der Kindergarten, die Schule und die Deutsche Selbstverwaltung arbeiten Hand in Hand, damit die deutsche Sprache und Identität im Dorf so lange wie möglich aufrecht erhalten werden kann. Außer den schulischen Aktivitäten haben die Kinder die Möglichkeit in der traditionspflegenden Kindertanzgruppe mitzutanzen. Die Nadwarer Traditionspflegende Volkstanzgruppe pflegt in Form von Tanz die Traditionen. In ihrer Tracht findet man noch mehrere Originalstücke.

Verwendete Literatur:

Heckenberger, Péter: Nádudvar, Nemesnádudvar, Egy észak-bácskai község történelem és településtörténete. Kalocsa, 1991.

Richter, Georg: Geliebtes Nadwar. Erinnerungen an die verlorene Heimat H-6345 Nemesnádudvar. Horb am Neckar, 1997. Geiger-Verlag.

Richter, Georg: Familienbuch Nemesnádudvar/Ungarn. Sindelfingen und Ulm, 1999.

-kevi-